„Corona Chaos“ - Ein Kommentar zur derzeitigen Situation

 

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„Stell‘ dir vor es ist ein Konzert und k(aum)einer geht hin.“ So kann man die aktuelle Situation der Veranstaltenden in Clubs und Konzerthäusern in Rheinland-Pfalz gut beschreiben. Es herrscht quasi ein (un)freiwilliger Lock-Down. Was die Politik nicht regeln kann oder will, müssen die Besucher:innen (und Kulturschaffenden) offenbar selbst regeln. Mit allen verhängnisvollen Konsequenzen.

Dass es Aufgabe der Politik ist, die Rahmenbedingungen auch für ein kulturelles Leben zu schaffen und sicher zu stellen, nimmt man im Moment irgendwie kaum wahr. Im Gegenteil: Offenbar hat die Politik die Kulturschaffenden und die Veranstaltungswirtschaft schlichtweg vergessen. Nachdem im Sommer ja schon wieder einige Konzerte und Tourneen möglich waren und auch stattgefunden haben, wähnte man sich auf der sicheren Seite und es sollte sogar die „pandemische Lage von nationaler Tragweite“ offiziell beendet werden. Was für ein schlimmes Signal: „Leute, alles ist gut, wir haben es geschafft.“ Das war der gefühlte Subtext dazu.

Und auch die Verwirrung nimmt kein Ende: Auf der einen Seite macht der Gesetzgeber Veranstaltungen unter gewissen Rahmenbedingungen möglich (3G, 2G, 2G+, 2GPlus), um dann im nächsten Satz zu sagen: „Jede abgesagte Veranstaltung ist eine gute Veranstaltung. Bleiben sie zuhause!“. Das passt nicht zusammen. Man hat auch nicht den Eindruck, dass man bereits 18 Monate Pandemie hinter sich hat. Denn gewarnt hatten die Wissenschaftler und Fachleute schon im Sommer: Die vierte Welle werde kommen und schlimm werden. Und genau so ist es dann ja tatsächlich gekommen.

„Stell‘ Dir vor die jungen Wilden sind die Vernünftigen.“

Bands sagen freiwillig Konzerte und Touren ab. Zitat einer Newcomer-Band, die ihre neun Stationen umfassende Tournee nach dem dritten Auftritt abgebrochen hat: „Nach unserem letzten Konzert hat die Corona-App bei allen rot geleuchtet und wir haben erfahren, dass zwei Besucher:innen eines der Konzerte positiv getestet wurden. Wir möchten weder uns, noch unsere Besucher:innen gefährden und brechen die Tour daher ab.“ Respekt vor soviel Verantwortungsbewusstsein. Doch irgendwie befremdet es, dass jetzt schon die jungen Menschen mehr Verantwortung übernehmen, als die Politik das derzeit möchte oder kann.

„Stell‘ Dir vor Du planst und planst für nichts.“

Aber auch Menschen, die sich mit der Planung von Konzerten und Tourneen befassen sind tief gefrustet. Die Regeln sind von Bundesland zu Bundesland verschieden und verändern sich natürlich auch. Wie soll man da eine bundesweite Tour buchen?

Anderes Beispiel: Ein Veranstalter plant seit Monaten ein Indoor - Festival in einer Stadthalle. Im Grunde ist man sich klar, dass man aufgrund der stetig steigenden Zahlen eigentlich absagen müsste. Doch das kommt derzeit nicht in Frage, da man in dem Fall, dass man freiwillig absagt, auf den kompletten Kosten sitzen bleibt. Also Augen zu und durch.

„Single – Party mit Maskenpflicht.“:

Oder die Situation in den Clubs: Die Verordnung von Maskenpflicht in Clubs ist quasi ein Lock -Down durch die Hintertür. Wer will schon mit Maske tanzen. Das muss der Politik doch klar sein. Also geht der Laden wieder zu. Dass die Personalsituation angespannt war, wissen wir. Nun werden sich viele endgültig nach anderen Jobs umsehen.

„Stell‘ Dir vor Dein Job hat keine Perspektive.“

Die Situation in der Newcomer-Szene ist verheerend: Welcher junge Mensch lässt sich jetzt noch auf einen Job in der Veranstaltungsbranche ein? Oder als Musiker:in? Wie soll sich eine Band motivieren, die keine Auftritte spielen kann?

Wir brauchen jetzt klare und nachvollziehbare Richtlinien und Verordnungen, sowie Hilfsprogramme für Veranstaltungsausfälle im Live-Geschäft (auch für Solo-Selbständige, inklusive Lebenshaltungskosten) und einen konkreten Plan, wie wir diese Kulturszene am Laufen halten und anschließend wieder aufbauen können. Das kann zunächst auch ein mehrwöchiger Lock-Down sein. Aber so wie es gerade läuft, kann es nicht weitergehen.

Außerdem: „LASST EUCH IMPFEN!“

- Markus Graf