"In erster Linie ist man immer Künstler" - Interview mit Ultraschall

 

4-köpfige Band "Ultraschall" vor weißer Wand
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Alternative Rock ist jedem ein Begriff - doch die Band Ultraschall mischt das klassische Rock Genre mit Funk Elementen. Dadurch entsteht ein spezieller Sound, der den Koblenzern eine immer weiter wachsende Fanbase beschert. Wir sprachen im Dezember mit den ehemaligen Rockbuster-Finalisten über ihre anstehende Deutschland-Tour, den Start als Newcomer Band und ihre Erfahrungen im Musikbusiness.

Wie geht es euch?
Uns geht's soweit gut. Wir konnten uns nach den letzten Tour-Konzerten 2018 gut erholen.

Wie ging es damals für euch nach dem Rockbuster Contest weiter?
Wir haben im Jahr 2018 dann insgesamt 40 Konzerte gespielt. Mit der „Art Zu Sein“-Tour hatten wir im Frühjahr 2018 unsere erste Deutschlandtour in 12 Städten, dann Festival-Sommer, eine neue Platte aufgenommen ("Odyssee", Release 03/2019) und Herbsttour ("Art Zu Sein II“-Tour ). Und dann war das Jahr auch schon rum – wie die Zeit verfliegt.

Was inspiriert euch für neue Songs?
Das ist ganz unterschiedlich. Es gibt da draußen so viel tolle Musik, gerade von kleineren Bands, die musikalisch sehr stimulierend wirken können. So hat jeder auch seine Wurzeln und Idole, die uns prägen. Aber die besondere ULTRASCHALL-Mischung kommt letztendlich dadurch zustande, dass jeder seine sehr individuelle Persönlichkeit mit einbringt: Der eigene Musikstil, die Lieblings-Chipssorte oder wichtiger der Lieblingskäse – ganz normaler Kram eben. Wir arbeiten zu Anfang meist mit einem instrumentalen Grundgerüst, welches dann in den Kreativproben nach und nach zu einem Song entwickelt wird. D.h. die Themenfindung der Lyrics wird durch Assoziationen zur Musik inspiriert. Das kann dann von autobiographischen, alltäglichen Dingen alles sein, bis hin zu Missständen, die wir als Musiker thematisieren wollen.

Ihr wart durch eure Tour im letzten Jahr sehr viel unterwegs, wie war das für euch?
Geil. Das ist der Lifestyle, den wir angestrebt haben und den wir weiter verfolgen wollen. Man kommt viel rum, sieht viel, erlebt viel und trifft viele interessante Menschen. Aber auch einige ewig nicht gesehene Schulfreunde, die jetzt wo auch immer in Deutschland studieren. Wir reisen, wenn möglich immer mit der gesamten Crew, also Techniker (Janik), Mercher (Fabian, Sebi), Stagehand (Dome), diverse Fotografen (Mel, Jonas, Soni) und unseren Freundinnen. Das fühlt sich dann immer so ein bisschen wie 'Urlaub in Holland' an.

Ihr habt eure Tour selber gebucht, wie kam das zustande?
Wir haben einfach damit angefangen. Wir wollten spielen und unbedingt auf Tour gehen und da muss man einfach loslegen, Clubs raussuchen, networken, viel telefonieren etc.

Welche Tipps könnt ihr anderen Bands in Bezug darauf mitgeben?
Ganz wichtig ist, dass man ordentliche Aufnahmen mit wirklich guten Songs hat und dann das Ganze auch live eindrucksvoll umsetzt. Man ist, egal wie sehr man in Managementaufgaben im DIY-Prinzip eingebunden ist, immer in erster Linie Künstler. Das darf man nicht vergessen, sonst ist alles für die Katz‘. Denn wenn man dann eine Show bekommen hat und dort nicht überzeugt, ist die Arbeit drum herum hinfällig. Außerdem braucht man ein gutes EPK, möglichst in Form einer Website...man muss wie oben schon gesagt einfach loslegen.

Ihr habt nun ein Band-Handy, wie kamt ihr auf diese Idee? Wie rege wird es in Anspruch genommen und welche Nachrichten empfangt ihr so?

Wir haben gesehen, dass Heisskalt ein Bandhandy hat und dachten uns “nice, das machen wir auch."
Dabei ist es echt cool, dass deine Fans wirklich den direkten Kontakt zu dir haben. Sie bekommen Videos, die wir sonst nirgendwo veröffentlichen und man kann die Leute sogar in Entscheidungsprozesse einbinden, was beispielsweise Merch-Produkte angeht. Außerdem bekommen wir über diesen Kanal auch echt schönes Feedback von unseren Fans. Dies motiviert uns natürlich auch enorm das Ganze weiterzumachen.

Ihr habt euch über die Jahre eine treue Fanbase aufgebaut, wie habt ihr das geschafft?
Das A und O ist wohl einfach die Musik und die Live Shows. Wir spüren live, dass sich während der Shows ein Band zwischen uns und den Zuschauern ergibt. Das ist entsprechend dann nicht nur für uns ein emotionales Erlebnis, sondern auch für die Zuschauer vor Ort.

Welche Tipps würdet ihr Newcomern mit auf den Weg geben?
In einem bestimmten Sinn sind wir ja auch noch Newcomer, wenn man uns mit Bands vergleicht, die schon jahrelang durch Europa touren. Wenn man aber ganz am Anfang steht, sollte man sich in erster Linie um das "Produkt" kümmern. Also um einen selbst, die Musik (Aufnahmen), das Image und die Show. Ohne das geht's einfach nicht. Und dann probiert man sich aus und hat eine gute Zeit. Vernetzt euch mit anderen Musikern und Bands, pflegt diese Kontakte, organisiert kleine Konzerte in der eigenen Stadt und dann traut euch raus.

Was hättet ihr gerne früher über das Musikbusiness gewusst?
Dass die GEMA finanziell gesehen für Musiker und Bands, die enorm viel live spielen gar nicht so verkehrt ist.

Gibt es irgendwas in der Musik Industrie, womit ihr euch noch nicht so anfreunden?
Ich glaube jeder Musiker heute träumt von Deals, die von Seiten der Labels vor vielen Jahren abgeschlossen wurden. Damit gemeint sind richtige Vorschussdeals, bei denen die Band einen gewissen Geldbetrag im Vorschuss bekommen hat, um damit Aufnahmen und ähnliches zu finanzieren. Diese Modelle scheinen seltener zu werden. Leoniden haben vor kurzem in einem Interview bemerkt: "wirtschaftlich gesehen ist es die dümmste Entscheidung, mit einer Rockband erfolgreich sein zu wollen". Das stimmt auch, einfach weil die Szene heutzutage sehr hart 'umkämpft' ist oder politisch korrekt formuliert, weil heutzutage ein sehr breites kulturelles Angebot besteht. Um das vielleicht nochmal klar zu formulieren: Wir würden gerne mehr darüber erfahren, wie man es schaffen kann, vom Bandleben auch leben zu können.

Was habt ihr gerade für die Zukunft geplant?
Wir machen einfach weiter, solange es geht und solange es Menschen gibt, die uns hören und sehen wollen. Wir sind uns darüber im klaren, dass es ein Privileg ist, einen solchen Lifestyle pflegen zu können, den wir während unserer Touren und Studio-Aufenthalten genießen. Deshalb machen wir das Beste draus und erfreuen uns daran, solange es geht. Sollte es wachsen und größer werden, sodass wir irgendwann auch tatsächlich von der Band leben können, wäre das natürlich eine wundervolle Utopie - bis dahin ist es aber noch ein langer Weg.

 

Danke an Ultraschall für das Interview!
Am 30.03 erscheint die neue EP "ODYSSEE" der Band und wird gebührend bei einer Release-Show im Circus Maximus in Koblenz gefeiert.
Außerdem läuft gerade eine Crowdfunding-Kampagne. Alle Infos dazu findet ihr auf der Webseite der Band.