Frauen im Musik-Business – Interview mit Lucie Fischer (Lilli Rubin)

 

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Dass Frauen es im Musik-Business nicht immer die selbe Stellung wie ihre männlichen Bandkollegen haben, ist leider kein Geheimnis. Oft muss man sich mit Sexismus und der Frage nach Gleichstellung auseinandersetzen. Doch wie genau fühlt es sich für eine Frau in der Branche an? Das haben wir Frontfrau Lucie Fischer der Urban-Pop-Band Lilli Rubin in einem kurzen Interview gefragt.

Hej Lucie, hast du manchmal das Gefühl, dass du anders behandelt wirst als Musikerin?

Puh, schwierige Frage. Also ja, ich habe auf jeden Fall das Gefühl, dass ich manchmal anders behandelt werde. Ich finde es aber schwierig, da Kausalschlüsse zu ziehen. Vielleicht werde ich ja auch aufgrund meiner Persönlichkeit anders behandelt. Oder, weil ich eben in meiner Rolle als Frontsängerin, eine andere Position als meine Mitmusiker einnehme. Ich kann also nicht pauschal behaupten, dass ich nur wegen meines Geschlechts anders behandelt werde.

Gibt es für dich Schwierigkeiten auf Grund deines Geschlechtes?

Um an die vorherige Frage anzuknüpfen: Nein, es gibt für mich keine Schwierigkeiten, die nur aufgrund meines Geschlechts entstehen. Aber ja, es gibt auch für mich Schwierigkeiten. Dabei unterscheiden diese sich, denke ich, wenig von denen, die auch andere junge Musiker haben. Was sind meine Ziele als Musikerin, aber auch innerhalb meiner Band? Wie erreiche ich diese Ziele? Wo sehe ich mich in den nächsten 5 Jahren? Kann ich irgendwann von der Musik leben?

Fallen dir hier bereits gewisse Geschlechterrollen auf?

Geschlechterrollen gibt es, ja. Da kann ich nur aus eigener Erfahrung sprechen bzw. auf meine Band schauen. Einfaches Beispiel: Ein- und Ausladen vor und nach dem Gig. Na klar, ich helfe (meistens), wo ich kann. Aber beim Hardware-Case der Drums hört es für mich auf, das überlass ich den Jungs. Dafür back ich dann ab und an mal einen Kuchen oder sorg für Verpflegung. Ob ich das jetzt so wirklich schlimm finde, weiß ich nicht.

Kommst du viel mit weiblichen Branchenkolleginnen in Kontakt oder eher weniger?

Leider, leider viel zu wenig. Leider, leider gibt es viel zu wenig Frauen in der Pop-Musikbranche. Woran das liegt, kann ich nicht komplett erörtern. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es weniger Mädchen als Jungs gibt, die „Popinstrumente“ wie z.B. E-Gitarre oder Schlagzeug in ihren jungen Jahren erlernen. Unter anderem auch, weil es wenig weibliche Vorbilder gibt, an denen man sich als junges Mädchen orientieren kann. Oder die einen überhaupt auf die Idee bringen könnten, ein solchen Instrument zu erlernen. Das ist ein Teufelskreis. Es gehören mehr Frauen in die Charts!

Ich habe viele weibliche Vorbilder bzw. Künstlerinnen, die ich regelrecht verehre und zu denen ich hinauf schaue. Das sind in meinem Fall meistens Sängerinnen. Und falls ich mal Mitmusikerinnen treffen, sind es tatsächlich auch eher Sängerinnen als Instrumentalistinnen. Von denen gibt es einfach mehr.

Erlebst du als Musikerin Sexismus in irgendeiner Form?

Aber hallo! Sexismus gibt es in unsere Branche an jeder Ecke. Nicht zuletzt hat es wahrscheinlich viel damit zu tun, dass es so wenige Frauen gibt. Das heißt, der Testosteronspiegel, bei jeglichen musikalischen Aufeinandertreffen, ist immens hoch. Innerhalb der Band steht es eins zu vier, bei einem Gig kommen auf eine Frau manchmal zehn bis zwanzig Männer. Zahlenmäßig bin ich also immer unterlegen. Wo es innerhalb der Band ein lustiges, sich gegenseitiges Necken (frei nach dem Motto: Was sich liebt, das neckt sich.) ist, kommen bei anderen Veranstaltungen nicht zu selten dumme Sprüche. Bezüglich der Tiefe meines Ausschnitts, der Länge meines Rocks, der Enge meines Oberteils, meiner Schminke - die Liste kann beliebig lang weitergeführt werden.

Was für mich wichtig ist, ist auf einen solchen Spruch richtig zu reagieren. Also möglichst so, dass diejenigen wenigstens kurz reflektieren und sich beim nächsten Mal vielleicht, bevor sie einen Spruch reißen, dabei ertappen und es nicht tun. Hinsichtlich Sexismus gibt es auf jeden Fall noch viel Verbesserungsbedarf im Musikbusiness.

Was würdest du gerne jungen Musikerinnen mit auf den Weg geben?

Sich seiner Fähigkeiten bewusst sein und an sich selbst glauben, den ein oder anderen dummen Spruch oder Blick auch einfach mal als dumm abstempeln, den Spaß an und die Liebe für die Musik nicht von anderen Menschen, egal ob Männlein oder Weiblein, abhängig machen.

Danke an Lucie für dieses Interview und die Offenheit zu dieser Thematik! Als kleinen Ausblick: in den kommenden Wochen werden, weitere Teile dieser Interview-Reihe mit anderen Musikerinnen erscheinen. Also bleibt gespannt.